Einige wissen es und die meisten von uns spüren es: Das amerikanische Jahrhundert geht zu Ende und die wirtschaftliche Schwerkraft dieser Erde verschiebt sich schneller als noch vor 50 Jahren gedacht in Richtung Asien.

Sehr oft werden insbesondere in den USA selbst Vergleiche mit dem römischen Reich gezogen, das – wenn auch nach deutlich länger ausgeübter konkurrenzloser imperialer Phase die Stabilität von innen her verloren ging und sich folglich das Imperium Romanum auch andere Machträndern verflüchtigte und anderen Völkern ihren Aufschwung ermöglichte. Nicht lange ist es her da musste auch das gebietsmäßig nach wie vor größte Imperium, das Sowjetimperium mit Russland im Zentrum, erkennen, dass es anfangen musste, seine Macht über kulturell, religiös und sprachlich anders geartete Völker abzugeben oder Macht mit ihnen zu teilen. Auch das spanische Imperium, das portugiesische, das britische mussten diese wenig ruhmreiche Phase durchleben und alle ohne Unterschied mussten von ihrem hohen Thron, von dem aus sie die von ihnen dominierten Völker betrachteten, abtreten. Die Angelsachsen haben für eine solche Phase das Wort «overstretched» zu deutsch überdehnt. Jedes große Imperium musste zu seiner Aufrechterhaltung recht viel Bürokratie und auch Militär aufwenden, um ausreichend Autorität gegenüber den Schwächeren zu signalisieren. Neben der Machtdemonstration – manche nennen diesen Effekt auch «Einschüchterung» – benötigt man zudem auch recht viel Geld, Geld welches erst einmal erwirtschaftet werden muss, um es dann für die Machterhaltung einsetzen zu können. Imperien haben sich ausnahmslos daran gewöhnt, sich ihre Dominanz über andere Völker von ebendiesen Völkern selbst über Steuern und sonstige Naturalabgaben finanzieren zu lassen. Dazu gehört entweder die Akzeptanz in den jeweiligen Völkern oder die Verzweiflung bzw. die Apathie, Nichts an ihrer Unterwerfung, und wirtschaftlichen Indienstnahme ändern zu können. In regelmäßiger Folge sind es die jeweiligen nationalen Gebildeten, die damit anfangen, ihr eigenes Schicksal und das ihres Volkes auf seine Zwangsläufigkeit hin zu hinterfragen. So entstehen dann Absetzbewegungen, Rebellionen und Revolutionen mit dem Ergebnis der Abspaltung, Entkolonialisierung, Befreiung, Selbstbestimmung … oder wie auch immer man diesen gesellschaftlichen Emanzipationsprozess nennen mag.
Stets ist es dann auch so, dass die imperialen Herren ihren untergebenen Völkern ironischerweise selbst die Grundlage dazu liefern, auf der dies stattfindet. Jede imperiale Macht benötigt zu ihrer Aufrechterhaltung lokale Zuarbeiter, gut ausgebildete Bürokraten, die im Interesse der ausländischen Herren ihre eigenen Bevölkerung im Griff halten, die Steuern eintreiben, Soldaten befehligen, Arbeiter motivieren, damit der Kolonial-Laden rund läuft und sich selbst finanziert und darüber hinaus noch reichlich für die ausländischen Eliten abwirft. Dieses System wird in seiner Fremdbestimmung zuerst von diesen gut ausgebildeten, meistens sogar im Zentrum der Imperialmacht ausgebildeten lokalen Leistungsträger als das entlarvt, was es ist: ein Ausbeutungssystem, an dem sie allerdings als lokale Kräfte in gewisser Weise auch mitverdienen, also mit begünstigt sind. Dieser Effekt sorgt dafür, dass diese lokalen Kräfte lange durchhalten, solange wie das Zentrum sie finanziell verwöhnt hält. Das allerdings hat sein Verfallsdatum: Irgendwann hört dieses System auf zu greifen, es zeichnen sich gewisse Ermüdungserscheinungen am Horizont ab, das Imperium fängt an zu bröckeln. An dieser Stelle ist dann der Zeitpunkt gekommen, an dem die nationalen Mitwirkenden anfangen, über nationale bzw. selbstbestimmtere Alternativen nachzudenken, bei den sie selbst sich ein führende Rolle beimessen. Es entstehen Konzepte einer selbständigen nationalen Entwicklung OHNE die Imperialmacht. Sollte in dieser Phase die Imperialmacht dezent oder auch falls nötig mit militärischen Einsätzen gegen halten fließt Blut, das die Entwicklung selbst jedoch bisher NIE aufhalten, höchstens verzögern konnte. In einer solchen Phase befinden sich zurzeit die USA. Mit sehr hohem finanziellen Aufwand wird versucht, die imperiale Macht dort aufrecht zu erhalten, wo sie ausgeübt wird, im eigenen Land, In Südamerika, Europa und weiteren Ländern, die sich der «westlichen Welt» zugehörig fühlen oder zumindest unter ihrem organisatorisch-finanziellen Einfluss stehen. Stets kombiniert ist damit eine Militärpräsenz der Vereinigten Staaten, die den jeweiligen Gesellschaften allerdings als «Schutzbündnis» verkauft wird. Dieser Schutz ist nur dann verkäuflich, wenn es dazu einen passend definierten «Feind» gibt. Da mit dem Jahr 1989 dem Westen dieser Feind namens Kommunismus ausging strudelte das Nato-Bündnis in eine Art Identitätskrise. Eigentlich hätte sich die Nato ohne Feind auflösen müssen, doch das hätte an vielen Stellen zu Abzug-Aufforderungen der US-Militärapparats führen können, was wiederum in ihrer Folge auch die wirtschaftliche Dominanz des Dollarsystems infrage hätte stellen können und auch infrage gestellt hat. Mit einer solchen friedlichen Entwicklung kann seit jeher kein Imperium gut weiterbestehen. Es musste also ein neuer Feind her, der dann in eigenwilligen Politikern wie Putin in Personalunion mit Castro und dem nordkoreanischen Präsidenten kontinuierlich medial aufgebaut wurde. In den letzten Jahren ist insbesondere in der Corona-Panik-Zeit die Bedeutung eines gut funktionierenden, weltweiten Propagandaapparats deutlich geworden. Da Angriff auch bei Imperien als «beste Verteidigung» gilt besteht latent die Tendenz, möglicherweise verloren gehendes Terrain durch den Hinzugewinn eines anderen Terrains zu kompensieren. So entstehen dann Kriege um Ölbezugsquellen wie im Irak, Kriege zur Zurückdrängung eines medial aufgebauten «Feindes» bzw. Übernahme neuer Gebiete zur Zementierung des eigenen imperialen Anspruches wie in der Ukraine. All das jedoch kostet auch die Steuerzahler des Imperiums selbst viel, viel Geld, das den Staatshaushalt mehr als verkraftbar belasten kann ohne dass auf der anderen Seite bereits Erfolge wirtschaftlicher Art zu erkennen wären.

Meistens fiel es den Eliten der Imperien in ihrer Endphase recht schwer, ihre eigene Situation realistisch einschätzen zu können. Dadurch wird ihr Niedergang schwerer zu ertragen, zum Teil sogar kurios. Es werden dann immer noch starke Reden zum Volk gehalten, während das Volk selbst spürt, dass es sich um das Vorspielen falscher Tatsachen handelt. Das Volk hat ein gutes Gespür für Fehlentwicklungen, weil die die Ärmsten unter ihnen am ehesten am eigenen Portemonnaie, am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Dahinsiechende Gesellschaften fangen zuerst damit an, ihre Armen oder an ihren Regeln Gescheiterten zu vergessen. Man sieht sie dann auf den Straßen betteln oder alkoholisiert herumliegen.

Eine starke Gesellschaft hingegen ist eine Gesellschaft bestehend aus fleißigen, strebsamen Menschen, die an ihre eigene Zukunft und an die ihrer Nation glauben und bereits sind, daran mitzuwirken und entsprechend einen Anteil davon für sich und ihre Familie mitzubekommen. In einer solchen Gesellschaft befand ich mich selbst, als ich in den 50er Jahren im Nachkriegsdeutschland aufwuchs. In einer solchen Gesellschaft befinden sich zurzeit auch sehr viele Chinesen, die nach langen Jahrzehnten der Knechtung durch ein unfreies, staatswirtschaftliches System nun ihren Schaffens- und Aufstiegsdrang deutlich freier als zuvor ausleben können. Sowas schafft natürlich wirtschaftliche Dynamik und folglich auch nationale Stärke, gegen die eine inhomogene und sozial konfliktive Gesellschaft wie die der USA Nichts Konkurrenzfähiges entgegen zu halten hat. Des einen Imperiums Abstieg ist des anderen Imperiums Aufstieg.

Für Europäer wie für andere Länder stellt sich bereits seit längerem die Frage «Wie verhalte ich mich gegenüber China»? Lasse ich mich von dem Absteiger USA in eine «Verteidigungsallianz» gegen den Aufsteiger China hineinziehen, oder verhalte ich mich China gegenüber offen und freue mich über deren äußerst preiswert hergestellten Konsumprodukte, mit denen die Chinesen die Weltmärkte quasi überschwemmen und so manchen nicht mehr konkurrenzfähigen Arbeitsplatz in unseren sozial abgefederten Ländern gleich mit wegschwemmen? Ist Angst angesagt, etwa vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes oder vor einem Krieg der Giganten vielleicht sogar unter Einsatz der Alles zerstörenden Atomwaffen? Ist Angst überhaupt in diesem Szenario ein guter Ratgeber? Wäre nicht Zuversicht die bessere Lebenshaltung? Woher sollte die wiederum kommen? Wäre vielleicht Neutraliät die bessere Variante im Vergleich zu Rivalität und kriegerischer Auseinandersetzung? Lassen sich nicht wirtschaftliche Interessenkonflikte letztlich besser ohne Waffeneinsatz lösen?
In diesen Fragen stecken für mich ganz persönlich eigentlich schon die Antworten.
Fortsetzung folgt …
Deja una respuesta