FALL 1: Das Beispiel des SPD-Generalsekretärs Kevin Kühnert, der zurzeit in allen Kanälen zitiert wird, weil er (vonseiten der regierenden SPD) für Deutschland eine «Lockerung der Schuldenbremse» fordert.
Hat er die Kompetenz dazu, sich zu solch für die Gesamtbevölkerung folgenreichen Themen zu äußern?
Seine Ausbildung und «Berufserfahrung», wie sie in Wikipedia zusammengestellt sind, mögen darüber aufklären. Urteilen Sie selbst:
Kevin Kühnert (* 1. Juli 1989 in West-Berlin) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er ist seit Oktober 2021 direktgewähltes Mitglied im Deutschen Bundestag und seit Dezember 2021 Generalsekretär der SPD.
Von Dezember 2019 bis Dezember 2021 war er einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD und von November 2017 bis Januar 2021 Bundesvorsitzender der Jusos.Inhaltsverzeichnis
Herkunft, Beruf und Privates
Kühnerts Vater ist Beamter in einer Berliner Bezirksverwaltung und seine Mutter arbeitet in einem Jobcenter. Sein Abitur erlangte er 2008 am Beethoven-Gymnasium in Berlin-Lankwitz, an dem er auch Schülersprecher war.[1] Seine Abitur-Durchschnittsnote war 2,5.[2] Anschließend absolvierte er ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kinder- und Jugendbüro Steglitz-Zehlendorf.[3]
Ein 2009 begonnenes Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin, in das er sich zuvor eingeklagt hatte,[3] brach er 2010 ab und arbeitete anschließend bis 2014 im Callcenter von myToys.de.[3][4] Von 2014 bis 2016 arbeitete er im Abgeordnetenbüro von Dilek Kalayci und von 2016 bis 2019 im Büro von Melanie Kühnemann-Grunow.[5][4] Ein 2016 begonnenes Studium der Politikwissenschaft an der Fernuniversität in Hagen ruht seit seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden der Jusos.[3][6]
In der Jugend spielte er Handball beim VfL Lichtenrade.[7] Er ist Fan der Fußballvereine Tennis Borussia Berlin, Arminia Bielefeldund FC Bayern München.[8] Von Juni 2013 bis Mai 2017 war er Mitglied des Aufsichtsrats von Tennis Borussia Berlin.[9][10] Seinen Vornamen erhielt er nach dem englischen Stürmer Kevin Keegan, dessen Fan seine Mutter ist.[11]
2018 äußerte er sich in einem Interview mit der Zeitschrift Siegessäule erstmals öffentlich zu seiner Homosexualität.[12][13][14] Er lebt in einer Wohngemeinschaft in Berlin-Schöneberg.[15]
FALL 2: Das Beispiel der Grünen-Vorsitzenden, deren Partei die zweite Säule der aktuellen deutschen Politik sind:
(Ein Kommentar der Neuen Zürcher Zeitung)
DER ANDERE BLICK
Politiker ohne Berufsabschluss dürfen nicht zum Normalfall werden
Die neuen Grünen-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour haben weder Studien- noch Berufsabschluss. Das Phänomen gibt es auch in anderen Parteien. Doch mit welcher Glaubwürdigkeit wollen solche Politiker für den Aufstieg durch Bildung werben?
Sie lesen einen Auszug aus dem werktäglichen Newsletter «Der andere Blick», heute von Oliver Maksan, Redaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» in Deutschland. Abonnieren Sie den Newsletter kostenlos. Nicht in Deutschland wohnhaft? Hier profitieren.
Die Grünen haben am Wochenende eine neue Doppelspitze gewählt. Ricarda Lang und Omid Nouripour unterscheiden das Geschlecht, das Alter und die Verortung im innerparteilichen Koordinatensystem. Sie eint indes, dass sie weder ein abgeschlossenes Studium noch eine andere berufliche Qualifikation vorweisen können. Das Abitur ist in beider Lebenslauf der höchste formale Bildungsabschluss. Die 28-jährige Lang hat zudem keinerlei Berufserfahrung ausserhalb der Politik gesammelt. Der 46-jährige Nouripour führt in seinem Lebenslauf immerhin eine freie Mitarbeit für eine Zeitung und eine selbständige Beratertätigkeit vor dem Eintritt in den Deutschen Bundestag 2006 an.
Der Hinweis darauf eignet sich indes nicht für schnelles Grünen-Bashing. Denn diese Entwicklung findet sich auch beim Spitzenpersonal anderer Parteien. Kevin Kühnert, der neue Generalsekretär der SPD, hat bekanntlich zwei Studiengänge abgebrochen. Auch bei der bürgerlichen Konkurrenz konnte es Paul Ziemiak zum Generalsekretär der CDU bringen, ohne sein Jurastudium beendet zu haben. Und im Nachbarland Österreich schaffte es Sebastian Kurz bis nach ganz oben, ohne ein Studiendiplom vorweisen zu können.
Bildung weist den Platz in der Gesellschaft zu
Gewiss, ein Abschluss in diesem oder jenem Fach sagt nichts aus über die Politikfähigkeit eines Abgeordneten oder Parteifunktionärs. Er muss sich in unterschiedlichste Bereiche einarbeiten können. Politik ist etwas anderes als Fachreferententum. Und niemand würde etwa einem Kühnert sein politisches Talent absprechen. Er vermag Themen zu setzen, rhetorisch zu überzeugen und Mehrheiten zu organisieren.
Damit erfüllen Kühnert und Co. die Kriterien, die Altbundespräsident Richard von Weizsäcker aufgestellt hatte: «Bei uns ist ein Berufspolitiker im Allgemeinen weder ein Fachmann noch ein Dilettant, sondern ein Generalist mit dem Spezialwissen, wie man politische Gegner bekämpft.» Man muss das gar nicht abwertend lesen. Es beschreibt gut die Anforderungen, die demokratische Prozesse an das politische Personal stellen.
Dennoch schadet es dem Ansehen der politischen Klasse, wenn ausgerechnet Volksvertreter und die Meinungsbildung ganz wesentlich beeinflussende Parteifunktionäre an die Spitze gelangen, ohne dass sie sich formal das angeeignet haben, was dem Einzelnen den Platz in der bürgerlichen Gesellschaft zuweist: Bildung und Ausbildung. Das Fehlen von Abschlüssen bei den Repräsentanten schafft so aus Sicht der Repräsentierten eine Zweiklassengesellschaft. Mit welcher Glaubwürdigkeit sollen solche Politiker zudem für den Aufstieg durch Bildung werben?
Weitere höchste fragliche beruflich Kompetenzen für ihre Aufgaben in hohen Regierungsämtern sind auch dem aktuellen Bundeswirtschaftsminister Habeck, gelernter Kinderbuchautor, und der aktuellen Bundesaußenministerin Barbock, die sich zuvor insbesondere als Trampolin-Springerin hervorgetan hat , zu attestieren. Entsprechend sind auch die Ergebnisse ihrer politischen Arbeit.
Offenbar kommt es in westlichen Demokratien inzwischen mehr auf den Showeffekt als auf fachlich Kompetenz an. So gesehen war es wohl Reagen, der als gelernter Filmschauspieler zum ersten Schauspieler im Staate mutierte. Der aktuelle ukrainische Präsident ist bekanntlich auch Schauspieler von Beruf. Was machen diese Leute eigentlich, wenn ihnen mal die Souffleure/Regisseure ausfallen?
Die parlamentarische Verkastung (zu verstehen im Sinne von «Einzementierung»; die Redaktion von Catracho global) droht
Fast noch problematischer als das Fehlen formaler Abschlüsse ist die Abwesenheit jeglicher Berufserfahrung ausserhalb der Politik. Es nimmt Unabhängigkeit und verstärkt Konformismus, wenn es keine beruflichen Alternativen jenseits von Partei und Parlament gibt. Nichts wirkt für den an der vorgegebenen Linie zweifelnden Parteipolitiker dann disziplinierender als der Verweis auf den Listenplatz.
Vor diesem Hintergrund ist der Eintritt auffallend vieler junger und jüngster Abgeordneter in den neuen Bundestag deshalb nicht nur umstandslos zu beklatschen. Natürlich bringen sie neue Sichtweisen ein. Dennoch sollte der nahtlose Übergang von Parteistrukturen in das Parlament nicht zum Normalfall werden. Sonst droht die parlamentarische Verkastung (Einzementierung).
Deja una respuesta