Das «Selbstbestimmungsrecht der Völker» ist vom Völkerbund und dessen Nachfolger den Vereinten Nationen in ihren Anfangen stets als Ziel deklariert worden. In erster Linie war damit die Selbstbestimmung der damals noch unter Kolonialherrschaft stehenden Gebiete gemeint, die in Lateinamerika, Asien, Australien und Afrika während der Zeit des sogenannten Imperialismus von Nationen wie Spanien, Portugal, Großbritannien, Frankreich, Russland, die Niederlande, Italien und recht kurz auch Deutschland unter ihre politische und wirtschaftliche Herrschaft geraten waren.
Die Vereinigten Staaten von Amerika, die quasi als erste Kolonie ihre Selbständigkeit vom British Empire militärisch errungen hatten, waren die treibende Kraft hinter diesem neu geschaffenen SELBSTBESTIMMUNGSRECHT DER VÖLKER. Das Recht auf Selbstbestimmung hatte damals auch seine Parallele in dem Selbstbestimmungsrecht der vorwiegend im Süden der USA auf den Plantagen arbeitenden schwarzen Sklaven, die zuvor von den europäischen Kolonialmächten in Afrika wie eine Ware eingekauft und den Plantagenbesitzern in Übersee weiterverkauft worden waren. Unter anderem wurde wegen der Befreiung der Schwarzen aus ihrer Sklavenherrschaft der amerikanische Bürgerkrieg im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geführt. Die von den Amerikanern finanziell und militärisch unterstützte Befreiung der Kolonien aus den Händen ihrer europäischen Herren wurde danach recht systematisch zum Ende des 19. Jahrhunderts mit dem amerikanisch-spanischen Krieg in Asien und in Fortsetzung zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem 1. Weltkrieg bis zum Ende des 2. Weltkriegs durchgeführt. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker war stets das propagierte Leitmotiv.
Nachdem die ehemaligen Kolonien aus den Fängen ihrer europäischen Kolonisatoren «befreit» worden waren begann die Phase der sogenannten Entwicklungshilfe. Die zuvor kolonial ausgebeuteten Gebiete, die nun politisch eigenständige Nationen geworden waren, standen zu Anfang weder bürokratisch noch wirtschaftlich auf eigenen Füßen, d.h. es gab in der Regel vorwiegend Stammes-Ordnungen und agrarische Subsistenz-Wirtschaften, aber weder eine landesweite politische Ordnung noch so etwas wie eine Nationalwirtschaft. Eine «Nation» musste ja erst noch geschaffen und eine modernere Wirtschaftsstruktur aufgebaut werden. Diesen Zielen diente die sogenannte Entwicklungshilfe, die ohne durch eine rosarote Brille gesehen immer noch paternalistische, bevormundende Züge trug. In den entkolonialisierten Ländern wurde dies zunehmend kritisch als Neo-Kolonialismus bezeichnet: politisch vielleicht «frei», aber wirtschaftlich weiterhin «abhängig».
Es entstand eine sogenannte Pax Americana, die sich auf Gelder von der in New York residierenden Weltbank mit angeschlossenem Weltwährungsfonds und die Truppen der NATO stützte, den Dollar als «Leitwährung» hatte und von der UNO und ihren zahlreichen Unterorganisationen und den USA als größtem Beitragszahler angeleitet/beaufsichtigt wurden. Nur wenige Länder wie die damals von sogenannten «Kommunisten» geführte Sowjetunion oder China und einige ihrer Schützlinge «gehörten nicht zum Club» der von den USA finanziell, militärisch und politisch geführten «Länder des Westens» – wie es Heute noch heißt.
Waren bzw. sind die entkolonialisierten oder auch diejenigen Länder, die sich den damals entstandenen Blöcken, dem westlich-kapitalistischen oder dem östlich-staatswirtschaftlichen Block anschlossen, tatsächlich – so wie es Völkerbund und UNO auf ihre Fahnen geschrieben hatten – «selbstbestimmt» unterwegs oder vielleicht doch eher von ihrem jeweiligen «Blockwart» weiterhin als «fremdbestimmt» anzusehen? Nachdem sich die Ostdeutschen im Jahr 1989 von der Berliner Mauer und dem staatswirtschaftlichen System getrennt hatten war in den Augen vieler optimistischer Betrachter die Zeit reif für eine Block-freie Welt ohne militärische Block-Rivalitäten. Doch schon wenige Jahre später lebte der West-Ost-Konflikt wieder neu auf, dieses Mal ohne erkennbare ideologische Differenzen, waren doch schließlich alle nun auf «kapitalistischem Kurs». Ein japanisch-stämmiger US-Wissenschaftler namens Fukuyama sah in seinen Werken schon das «Ende der Geschichte» gekommen. Doch das hat sich als Fehleinschätzung erwiesen.
Fortsetzung folgt!
In dieser Zeit setzte sich in der Weltöffentlichkeit
Nachdem die Vereinigten Staaten mit
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