Man sollte ja Gestorbenen nie Schlechtes nachsagen … aber nach-lügen sollte man ihnen auch nicht. Heinrich Kissinger ist so ein Konfliktfall zwischen «In den Ehrenhimmel heben» und «in die verdiente Hölle schicken».
In den weltweiten Leitmedien wird Kissinger als Sohn deutscher Migranten jüdischen Glaubens, der es in den USA weit, sehr weit gebracht hat, in der Regel hoch angesehen. Da ist von der Männerfreundschaft mit dem ebenfalls hoch im Ansehen stehenden deutschen Ex-Kanzler Helmut Schmidt die Rede. Es wird sein großer historisch geprägter Intellekt, seine langjährige Karriere als Sicherheitsberater und Außenminister «unter» oder besser «über» diversen US-Präsidenten gelobt. Also: ein extrem erfolgreicher Karrierist und kluger Taktiker … der Macht.
Welche Art von Macht hatte er? Im Grunde genommen war er zuerst einmal Anwalt an der elitären Wallstreet, dort wo sich die Reichen und Mächtigen der USA tummeln und von wo aus sie ihren Einfluss fast über den gesamten Globus ausüben. Kissinger war ihr Anwalt, ihr Interessenvertreter. Die Reichsten gehörten dazu und DIE machten, hievten ihn in ihrem Interesse in DIE für sie wichtigen Ämter in den jeweiligen Regierungen. Dabei spielte es letztlich nie eine Rolle, welchem politischen Lager sich jemand zugehörig fühlte. Hauptsache die Rendite stimmte. Wenn einmal für diese Klientel widrige demokratische Entscheidungen in einem gewissen Land drohten … war ihr Henry sofort zur Stelle und sollte und konnte das Schlimmste mit seinem Zugriff auf wichtige Einrichtungen von CIA bis Army diplomatisch-strategisch gekonnt verhindern. Er hat nachweislich dazu beigetragen, den Vietnam-Krieg auszuweiten und zu verlängern und auf diese Tour tausende weitere Tode zu verantworten … seiner Klientel aus der US-Rüstungsindustrie allerdings treu gedient hat. Das war in Chile mithilfe Pinochets möglich und weiterhin noch in so manchem Land dieser Erde, wo nordamerikanisches Kapital verloren zu gehen drohte. Solche «Leistungen machen berühmt … aber auch berüchtigt».
Diverse Gerichte haben im Laufe seiner ununterbrochenen Karriere immer Mal wieder als Zeugen oder auch Angeklagten geladen. Er ist einfach nie hingegangen … und Konsequenzen hat dies auch keine nach sich gezogen. Es war im Falle Kissingers nie das Gleiche, wenn er das Gleiche wie Andere tat. Er muss wohl zu mächtig für derartige machtmäßig irrelevanten Gerichte gewesen sein. So zumindest macht es den Eindruck: Rechtsstaat hin – Rechtsstaat her. Ein KISSINGER unterliegt anderen Gesetzen, seinen eigenen oder sagen wir besser denen der Wallstreet. Von dort aus werden zwar Gesetze initiiert, aber man selbst unterwirft sich ihnen NICHT. Nordamerikanische Soldaten können ja auch nicht vor internationale Gerichte wegen etwaiger (durchaus auch weltweit bekannt gewordener wie in Guantanamo Bay im Falle von vermeintlichen Al-Quaida-Kämpfer/Häftlingen) Menschenrechtsverletzungen geladen werden. Nein, diese Menschenrechts-Gesetze gelten nur für «Die Anderen». Es gibt also durchaus Parallelen und Kissinger war nicht «schlimmer» unterwegs als ein ganz simpler nordamerikanischer Soldat. Man könnte derartige Zustände auch «lex americana» nennen, irgendwie exklusiv nordamerikanisch … und nicht zur Nachahmung durch andere Nationen gedacht. Als Noch-Deutscher hätte sich Kissinger sein Gerichte-ignorierendes Verhalten jedenfalls nicht leisten können.
Ein leider recht früh verstorbener nordamerikanischer Journalist namens Christopher Hitchens hat ein Buch mit dem Titel «The Trial Of Henry Kissinger», zu deutsch bei DVA veröffentlicht mit dem Titel «Die Akte Kissinger» über die aus seiner bestens dokumentierten Sicht kriminellen Machenschaften des Dr. Kissinger verfasst und war darin stets der Auffassung, dass Heinrich bzw. Henry Kissinger dafür gerichtlich verurteilt werden müsste. Sein Leben war nicht lang genug das zu erreichen. Kissinger hat ihn überlebt .. und das gänzlich in Freiheit und Wohlstand. Das Erstaunlichste dabei ist: bis zu seinem Tod in einem hochbetagten Alter mit besten Referenzen und hohem Ansehen.
«Well done», Henry?
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