Geldwäsche
Die arabischen Clans haben im Laufe der Zeit ungeheure Reichtümer angehäuft, und es stellt sich die Frage: Wohin mit dem Geld? Anfang der Neunzigerjahre hatte ich den Fall einer Familie, deren Sozialhilfe eingestellt wurde. Bei einer Hausdurchsuchung im Rahmen polizeilicher Ermittlungen wurde ein Heft beschlagnahmt, in dem Einnahmen von über 200.000 DM standen. Das Geld wurde nicht gefunden, das Sozialamt verweigerte seine Leistungen, und ich sollte diesbezüglich Hilfe leisten. Der Mann sagte, er habe der Polizei erzählt, das Geld gehöre ihm nicht, es sei bei ihm als Vertrauensperson deponiert und wieder abgeholt worden; dann fügte er grinsend hinzu, er habe seine Aussage geändert und von Eintragungen während eines Monopoly-Spiels gesprochen. Offensichtlich hatte ihm sein Anwalt geraten, dieses Märchen zu erzählen, solange kein Geld gefunden würde. Der Bezug von Sozialhilfe wird von den Kriminellen auch als Tarnung verstanden.
Unter den Bedingungen des Asylrechts war es tatsächlich schwierig, die Beute zu verwerten; sie investierten deshalb hauptsächlich in Schmuck, das war die traditionelle Art im Orient, das Vermögen zu bewahren. Ich musste manchen Klienten immer wieder erklären, nicht voll beladen mit Gold an Hals und Arm zum Sozialamt zu gehen, die Sozialhilfe ist eine vorübergehende Hilfe in der Not und kein Gehalt. Mit der Verbesserung des Aufenthaltsstatus verbesserte sich auch ihre Situation, sie erlangten die Geschäftsfähigkeit und die Freizügigkeit. Fast alle Libanon-Flüchtlinge haben mindestens einmal den Libanon besucht, vonseiten der Sozialämter und der Ausländerbehörde gab es keine Einwände. Wenn ein Flüchtling in das Land einreist, aus dem er angeblich wegen Verfolgung und Gefährdung geflüchtet ist, verliert er normalerweise seine Flüchtlingseigenschaft und soll in seine Heimat zurückgeführt werden. Nichts dergleichen ist geschehen. Stattdessen wurden mutiger, manche besaßen die Frechheit, die Erstattung der Flugkosten durch das Sozialamt für ihren Urlaub im Libanon beantragen zu wollen. Auf jeden Fallwaren sie sicher, dass es im Libanon keine effektiven Kontrollen für den Geldverkehr gab, im Notfall konnte man mit Bestechung weiterkommen. Auf diese Weise wanderte das Geld in das Land und wurde hauptsächlich in Immobilien investiert, aber auch in Autohandel, Ersatzteil-Handel sowie Secondhandwaren aller Art. Nach dem offiziellen Ende des Bürgerkrieges 1992 brauchte das Land lange, um sich wirtschaftlich einigemaßen zu erholen, und die Kaufkraft blieb bescheiden.
In den letzten fünfzehn Jahren versuchen die Mhallami ihre Beute in Deutschland zu investieren, für manche ist das ein Zeichen der Integration, worauf, meinen andere, gerne verzichtet werden kann, weil es die dauerhafte Integration von kriminellen Strukturen in unserer Gesellschaft bedeutet. Sie investieren hauptsächlich in Immobilien, in Restaurants, Shisha-Bars und Cafés, Diskotheken und Bordelle. Das meiste fließt allerdings in den Drogenhandel. Die Beschaffung des Stoffes, die Finanzierung des umfangreichen Personals für Kontrolle und Verteilung, die Bezahlung teurer Anwälte und Steuerberater verschlingen große Summen. Alle diese Bereiche zusammen schaffen einen kriminellen Arbeitsmarkt, der auch dazu beiträgt, die Solidarität des Clans zu stärken, indem er vielen schwachen und untüchtigen Clanmitgliedern eine Beschäftigung bietet.
QUELLE: Ralph Ghadban, Arabische Clans – die unterschätzte Gefahr, S. 169-171
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